Mouseover Zoom loading...

Los 102

Glocke und Vajra

Schätzpreis:

800 € - 1.200 €

Zuschlagspreis:

1.600 €

Beschreibung:

Tibet, 17.-18. Jh.
L. 12,5/ H. 19 cm
Glocke (gantha) und Diamantszepter (vajra) sind höchst symbolträchtige Ritualgegenstände, die aus der spirituellen Praxis der Mönche Tibets nicht wegzudenken sind. Sie sind zusammengehörig, als gegensätzliche Pole, und bei Ritualen und Zeremonien ständig in Anwendung. Das Diamantzepter (Vajra) als männliches (phallisches Symbol) wird rechts, in der Methodenhand, und die Glocke als weibliches Symbol in der linken Weisheitshand gehalten. Zum Sinnbild der Vereinigung der Gegensätze werden beide Gegenstände kreuzweise vor der Brust gehalten, was die unteilbare Zusammengehörigkeit von Mitgefühl und Weisheit versinnbildlicht. Der Vajra ist ein kraftvolles, energiegeladenes Attribut mit dem negative Energien bannend ferngehalten werden können. Die Glocke ist gleichnishaft mit dem schwindenden Klang der Vergänglichkeit verbunden. Beim Gebrauch durch die Lamas sind beide Gegenstände ständig in Bewegung. Mit ihnen werden viele Gesten und Mudras zur Unterstreichung gesprochener Mantras, Anrufungen oder Bannungen ausgeführt. Der Vajra (manchmal auch als Donnerkeil - das Zepter des Indra bezeichnet) ist sinnbildlich mit der Qualität des Diamanten verbunden, jedoch nicht mit dem Kristall selbst. Der Vajra, sinnhaft dem Diamanten gleichgesetzt, ist transparent und klar, er bedeutet unzerstörbar, eine Kraft die alles andere übertrifft. Unser Geist, unser Gewahrsein wird mit dem Vajra verglichen, weil dieses Gewahrsein alle Illusionen, alle Täuschungen durchtrennen und auflösen kann. Der Glockenkörper besteht aus einer Legierung verschiedener Metalle unter Beimengung von Silber. Er ist reich dekoriert mit Vajra-Emblemen, abwehrmagischen Fratzen und Sanskrit-Schriftzeichen. Der Glockenkörper mündet in einem Griff aus Messing, in dem eine Lebenswasservase mit silbernen herabhängenden Blättern dargestellt ist. Darüber befindet sich das Gesicht der Mahayanagottheit Prajnaparamita mit einer fünfblättrigen Krone, aus Silber. Aus dem gekrönten Haupt ragen vier stilisierte Makaraköpfe (mythische Seeungeheuer) empor und bilden mit Stegen, die aus ihren Mäulern ragen, zusammen mit einer mittig aufragenden Zentralachse, einen halben Vajra als Bekrönung des Griffes. Der Vajra besteht aus zwei Hälften, die mittels einer Kugel, gesäumt von Lotosblättern, verbunden ist. Beide Gegenstände tragen die jeweils gegensätzliche Symbolik von männlich und weiblich in sich.
Bedeutende süddeutsche Privatsammlung, vor 2000 bei Schoettle Ostasiatica erworben - Altersspuren, etwas berieben
Zur Symbolik: Robert Beer, Die Symbole des Tibetischen Buddhismus, Diederichs Gelbe Reihe, Kreuzlingen/München, 2003:130-141